St_Zoons

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Boris Zoons                                                                                           16.02.2015
Schlehenweg 10
53501 Grafschaft

An die
Gemeindeverwaltung Grafschaft
Ahrtalstraße 5
53501 Grafschaft-Ringen

Einwendungen gegen das Planfeststellungsverfahren für den Neubau der Ortsumgehung Esch – Holzweiler

Die Unterzeichner lehnen den Bau der Umgehungsstraße Holzweiler / Esch mit den folgenden Einwendungen ab.

Die Verkehrsuntersuchung VERTEC zum Planfeststellungsentwurf aus dem Jahr 2007 untersuchte die Situation in und rund um Esch. Es wurden an allen nach Esch führenden Straßen Zählungen durchgeführt, die für jeden Streckenabschnitt in Esch Spitzenzeiten und Spitzenwerte aufzeigen und entsprechende Prognosen ermöglichen.

Die Untersuchung beinhaltet keine Analyse des Verkehrs in Holzweiler. Weder im Ortskern Holzweiler, noch am Ortseingang aus Richtung Vettelhoven wurden Zählungen durchgeführt.

Diese Fokussierung auf nur einen Teil des Ortsbezirks Holzweiler/Esch ist inakzeptabel, weil die geplante Umgehung auch auf Holzweiler erhebliche Auswirkungen hat. Beide Ortsteile weisen einen bebauungsbedingten Engpass im Ortskern von nahezu gleicher Mindestbreite auf.

Aus den Untersuchungen in Esch geht allerdings hervor, dass die Verkehrsbelastung des südlichen Ortseingangs Holzweiler durch die Baumaßnahme deutlich ansteigen würde. Für Wochentage wird diese Steigerung auf 20% geschätzt (VERTEC Verkehrsuntersuchung S.22 untere Tabelle). Hierbei bleibt allerdings unberücksichtigt, dass vermutlich der Großteil der etwa 500 Besucher der Panoramasauna pro Tag zukünftig den Weg über die Umgehung nehmen und Holzweiler inkl. Engpass komplett durchqueren werden.

Die Anzahl der aus Richtung Esch in den Ortseingang Holzweiler einfahrenden Fahrzeuge wird von VERTEC nach Fertigstellung der Umgehung auf durchschnittlich 2400/Tag geschätzt (Tabelle S. 19). Der derzeitige Durchschnittswert im Engpass Esch auf der Schönbergstraße liegt bei 2200-2300 Fahrzeugen/Tag (VERTEC Abb. B6, B8)

Demnach wird nach Bau der Umgehung die Belastung des Engpasses Holzweiler gleich der derzeitigen Belastung im Engpass Esch sein. Wenn diese Belastung in Esch heute den Bau einer Umgehung für Esch begründen soll, ergäbe sich die logische Folgerung, dass nach diesem Bau auch für Holzweiler eine weitere Umgehung notwendig wäre.

In dem VERTEC Untersuchungsbericht wird festgestellt, dass die prognostizierten Belastungen an den Knotenpunkten weiterhin eine ausreichende Leistungsfähigkeit erwarten lassen. Einschränkungen sind lediglich zu Spitzenzeiten zu erwarten. Diese treten bei sonnigem Wetter im Sommerhalbjahr an Sonn- und Feiertagen vormittags zwischen 11 und 12 Uhr sowie nachmittags zwischen 16 und 17 Uhr auf, also an 2 Stunden pro Spitzentag (VERTEC S.9 Abs. 3). Betrachtet man den Zeitraum vom 01. März bis 01. Oktober (214 Tage) eines Jahres täglich von 8-20 Uhr (12 Stunden) und unterstellt sonniges Wetter an jedem Sonntag (31) und jedem Feiertag (6), ergibt sich ein Anteil von 2,88 %, bei dem es zu Einschränkungen im Engpass Esch käme (Berechnung: (37 x 2) : (214 x 12) = 0,028 = 2,88%).

VERTEC nennt für Spitzentage fast 3000 Fahrzeuge an der Zählstelle auf dem Abschnitt der K 34 zwischen der B 257 und Esch (S.9 Abs.3). Es wird von einem Anteil des Anliegerverkehrs von ca. 30% an Sonntagen ausgegangen (S.13 Abs.5). Angenommen ein Drittel des Anliegerverkehrs durchquert zusätzlich zum Durchgangsverkehr den Engpass, bliebe ein Spitzenwert von 2550 Kfz/Tag (85% von 3000) im Engpass.

Die Planung der Umgehungsstraße zielt ausschließlich auf eine Entlastung des Ortsteils Esch ab. Die gravierende Verschlechterung der Wohn- und Aufenthaltsqualität in Holzweiler wird billigend in Kauf genommen.

Im Erläuterungsbericht des Planfeststellungsentwurfs heißt es:

…Mit dem weitgehenden Wegfall vom Durchgangsverkehr wird die Ortsdurchfahrt Esch nachhaltig von Lärm und Luftschadstoffen entlastet…“

Demzufolge wird die Ortsdurchfahrt Holzweiler durch den anwachsenden Verkehr nachhaltig mit Lärm und Luftschadstoffen belastet.

Weiter heißt es:

…Die Ortskerne erfahren eine Verkehrsberuhigung, wodurch die Wohn- und Aufenthaltsqualität in der Gemeinde wesentlich aufwertet wird…“

Das ist falsch. Die VERTEC Untersuchung bestätigt, dass lediglich ein Ortskern eine Verkehrsberuhigung erfährt, der andere dagegen erfährt eine Erhöhung des Verkehrsaufkommens und wird damit abgewertet.

Bei der Planung der Umgehung bleibt völlig unberücksichtigt, dass sich die Strecke vom Meckenheimer Kreuz A61 – geplante Umgehung K35 – Dernau – Bad Neuenahr – Umgehung B266 – A61 Löhndorf zukünftig zur Umfahrung von Staus am Meckenheimer Kreuz anbieten wird.

Diese Strecke bedeutet gegenüber der A61 lediglich einen Umweg von 9 km auf dann gut ausgebauten und damit auch für LKW einladenden Straßen. Diese zusätzliche Belastung bezieht sich sowohl auf die Umgehungsstraße Holzweiler/Esch, als auch auf die Ahrtalstrecke Dernau – Walporzheim und schadet den Anwohnern in Holzweiler, Esch, Dernau, Marienthal und Walporzheim. Zudem ist eine schädliche Wirkung auf den Ahrtaltourismus insbesondere in Dernau zu erwarten.

Die Verkehrsuntersuchung erfasst nur einen Teil des betroffenen Gebietes. Die Verkehrssituation in Holzweiler wird ignoriert und bleibt unberücksichtigt. Weitere wichtige Faktoren, wie das Verkehrsaufkommen durch Besucher der Panoramasauna sowie durch Stauumfahrungen sind nicht in die Untersuchung eingeflossen. Die Untersuchung ist damit umfänglich lückenhaft und als Planungsvoraussetzung unbrauchbar.

Die Fachbeiträge Natur- und Artenschutz sowie die Luftschadstoffuntersuchung als auch die schalltechnische Untersuchung basieren ebenso wie auch die grundsätzliche Beurteilung der Verhältnismäßigkeit der Baumaßnahme auf den fehlerhaften Ergebnissen der Verkehrsuntersuchung. Die Ergebnisse sämtlicher dieser Untersuchungen des Planfeststellungsentwurfs sind damit in Frage zu stellen.

Das erhöhte Verkehrsaufkommen in Esch bei schönem Wetter an Sonn- und Feiertagen im Sommerhalbjahr zu bestimmten Uhrzeiten könnte leicht mit Hilfe von modernen dynamischen Wegweisern mit integrierten Stauinformationen (dWiSta), wie sie zunehmend und erfolgreich in Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Hamburg und Niedersachsen eingesetzt werden, maßgeblich verringert werden.

Solche Anlagen erfassen das Verkehrsaufkommen kritischer Streckenabschnitte und zeigen dem Verkehrsteilnehmer auf einem elektronischen Schild den aktuell günstigsten Weg und zu erwartende Fahrzeiten an. Der Verkehr wird mit Hilfe einer solchen Anlage optimal auf das vorhandene Straßennetz verteilt.

Auf den drei Strecken über Esch, Altenahr und Ahrweiler (letztere sind jeweils ein Umweg von lediglich 6,5 km) würde es auf keinem einzigen Streckenabschnitt zu Beeinträchtigungen kommen.

Diese bisher offenbar nicht in Betracht gezogene Variante zieht keinerlei Beeinträchtigung der Flora und Fauna nach sich. Das Landschaftsschutzgebiet zwischen Holzweiler und Esch blieb unberührt. Der Ortsteil Esch würde nachhaltig entlastet und der Ortsteil Holzweiler keinerlei Verschlechterung erfahren.

Die Unterzeichner erheben mit folgenden Begründungen Einwendung gegen den Plan der Umgehung:

  • Die Wohn- und Aufenthaltsqualität in Holzweiler wird erheblich beeinträchtigt,

  • Lärm und Luftschadstoffe in der Umgebung, insbesondere in Holzweiler, steigen,

  • Flora und Fauna werden beschädigt,

  • das Landschaftbild wird durch den Bau zerstört,

  • der Naherholungswert der Gegend Holzweiler/Esch wird stark beeinträchtigt,

  • die Attraktivität des Ahrtals durch steigenden Durchgangsverkehr wird beeinträchtigt,

  • Spazier- und Wanderwege werden durch die Umgehungsstraße abgeschnitten,

  • es entstehen gefährliche Knotenpunkte an den Kreuzungen K34/K35 sowie K35/Oberescher Weg,

  • die schlecht einsehbaren Einmündungen Vettelhovener Straße/Schlehenweg sowie Vettelhovener Straße/Pützstraße werden durch das erhöhte allgemeine Verkehrsaufkommen zu deutlich gefährlicheren Einmündungen,

  • die Gefährdung an der Einmündung Vettelhovener Straße/Schlehenweg steigt durch den Wegfall anderer Wirtschaftswege und das damit einhergehende erhöhte Aufkommen von Landwirtschaftsmaschinen,

  • die Notwendigkeit einer Umgehung ist weder aus Sicherheitsaspekten, noch durch Überlastung des vorhandenen Straßennetzes, noch aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten gegeben.

Die Unterzeichner stellen folgende Anträge:

  • Den Bau von Gehwegen entlang der Engstellen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit in Esch, wie dies in dem direkt vergleichbaren Engpass in Holzweiler erfolgreich durchgeführt wurde,

  • die Beibehaltung der bisherigen Streckenführung über Esch,

  • Installation von dynamischen Wegweisern als umwelt- und anwohnerfreundliche Lösung, die Spitzenbelastungen im Ortskern Esch an Weinfesten und sonnenreichen Sonn- und Feiertagen bedeutend zu senken.

Im Falle des Festhaltens am Bau der Umgehung:

  • Eine erneute, diesmal vollständige und korrekte Verkehrsuntersuchung unter Einbeziehung des Ortsteils Holzweiler, unter Berücksichtigung des Verkehrsaufkommens durch Besucher der Panoramasauna, sowie des zu erwartenden Verkehrs durch Stauumfahrungen,

  • Korrektur der Ergebnisse der Fachbeiträge Natur- und Artenschutz, Luftschadstoffunter-suchung und schalltechnischer Untersuchung unter Berücksichtigung der Ergebnisse der neuen Verkehrsuntersuchung,

  • erneute Beurteilung der Verhältnismäßigkeit der Baumaßnahmen zu den neuen Ergebnissen sämtlicher Untersuchungen.

Mit freundlichen Grüßen

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